1,4 Milliarden Menschen weltweit sind bei Facebook angemeldet und nutzen das Netzwerk, um mit Freunden in Verbindung zu bleiben. Diejenigen, die nicht vernetzt sind, die Facebook kritisieren und die mahnend den Zeigefinger heben, fühlen sich nach der neusten Meldung bestätigt: Facebook hat einen riesigen Datenskandal. Was dem Konzern jetzt droht, ist eine sehr harte Regulierung und das hat international weitreichende Konsequenzen für dieses Geschäftsmodell. Zu lange funktionierte Facebook und nach Meinung von Experten war es nur eine Frage der Zeit, bis es zu einem Datenskandal kommt.
Ein eher freizügiger Umgang
Es ist in den USA fast schon Tradition, ein wenig freizügiger mit den Nutzerdaten umzugehen, als das in Europa der Fall ist. Nur so lässt sich ein schnelles Wachstum von Unternehmen erreichen, da mit zielgerichteter Werbung jedes Unternehmen prächtig gedeiht. Mit diesem Geschäftsmodell hatte auch Facebook sehr lange sehr großen Erfolg. Facebook Chef Mark Zuckerberg verbat sich jede Einmischung in sein Geschäftsmodell, er sei erfolgreich und mit seinen Prinzipien immer gut gefahren. Bis jetzt, denn nun erschüttert ein Datenskandal das mächtigste soziale Netzwerk der Welt und Mark Zuckerberg ist verstummt. Noch nie zuvor stand Facebook so sehr unter Druck wie jetzt und die Liste der Vorwürfe wird immer länger.
Offen für Manipulationen
Der Datenskandal bricht nicht urplötzlich über Facebook herein, er hatte eine gewisse Vorlaufzeit. Immer wieder ist Facebook in den vergangenen Monaten ins Visier der Kritiker geraten, beispielsweise in Verbindung mit sogenannten „Fake News“, die angeblich aus russischen Quellen kommen. Diese ominösen News haben die Wahl des amerikanischen Präsidenten 2016 erheblich beeinflusst und es war Facebook, das sich leichtfertig für Manipulationen öffnete. Das Unternehmen und sein Chef Zuckerberg wollen davon heute nichts mehr wissen. Zwar hat Mark Zuckerberg seinen Sicherheitschef gefeuert, aber nur, weil dieser sich für mehr Transparenz ausgesprochen hatte.
Es geht um alles
Der neuste Datenskandal hat einen riesigen Umfang. Hier geht es um die Daten von 50 Millionen Amerikanern, die alle über die Firma Cambridge Analytica, ein Unternehmen zur Datenanalyse, abgeflossen sind. Hier hat Facebook eine sehr große Sorglosigkeit gezeigt und offenbar die Kontrolle über seine Daten komplett verloren. Das hat weitreichende Folgen und kann auch in der Politik schnell zum Verlust der Kontrolle führen. Cambridge Analytica ist nicht auf legalem Weg an die Facebook Daten gekommen, das ist seit dem Wochenende bekannt, große Mühe musste sich das Unternehmen keine machen. Ein Professor hatte auf Facebook eine Umfrage zu persönlichen Merkmalen gestartet und behauptet, dass es sich um eine wissenschaftliche Forschung handelt. Viele Facebook-Nutzer beteiligten sich an dieser „Forschungsarbeit“ und ihre Daten gingen ohne Umwege zu Cambridge Analytica. Die Nutzer hat natürlich niemand darüber informiert. Als der Datenskandal an die Öffentlichkeit kam, flog Alexander Nix, der Geschäftsführer von Cambridge Analytica von seinem Posten. Facebook sperrte die Firma, weil sie, entgegen aller Zusicherungen, die Daten nicht löschte.
Keine Informationen
Einige Facebook-Nutzer haben zugestimmt, dass das Netzwerk ihre Daten weitergibt. Was die Nutzer hingegen nicht wussten, auch die Informationen über ihre Freunde hat Facebook ohne das Wissen der Nutzer weitergegeben. Als sich die undichte Stelle nicht mehr verleugnen ließ, hat es Facebook nicht für nötig gehalten, die betroffenen Nutzer umfänglich zu informieren. Cambridge Analytica hat in den USA einen eher zweifelhaften Ruf. Im Wahlkampf hatte das Unternehmen versucht, mit gezielten Botschaften, die wie Werbung aussahen, Wähler von Donald Trump zu überzeugen. Auf die gleiche Art versuchte das Unternehmen, über Facebook die Nutzer davon zu überzeugen, gegen Hillary Clinton zu stimmen. Desinformationen, Manipulationen und vor allem das konsequente Schweigen haben Facebook immer weiter in die Defensive gedrängt und schließlich einen Sturm entfacht.
Ziele verfehlt
Seit Anfang des Jahres 2018 läuft es nicht mehr rund beim weltgrößten sozialen Netzwerk. Mark Zuckerberg hat bereits einmal den Notstand ausgerufen und das die größte Herausforderung für Facebook genannt. Das Jahr 2018 soll nach dem Willen des Netzwerk-Gründers im Zeichen der Reparatur stehen und er möchte die Nutzer noch besser vor Hass und Missbrauch schützen. Das scheint aktuell das kleinere Problem von Facebook zu sein, denn nach den Berichten über den Datenabfluss gibt es jetzt eine Menge Forderungen und auch handfeste Drohungen gegen das Netzwerk. Auch die EU hat sich in die Debatte um den Datenskandal eingemischt. Die EU findet es „erschreckend“, dass es so einfach ist, die persönlichen Daten von 50 Millionen Menschen abzugreifen, um sie dann für politische Zwecke zu missbrauchen. Datenschutzbeauftragte sehen im Datenskandal bei Facebook nur die Spitze des Eisbergs, das Problem hingegen ist real und es ist sehr groß.
Die Taktik funktioniert nicht mehr
In der Vergangenheit ist es Facebook jedes Mal gelungen, die Kritiker in Europa bei Laune zu halten. Kleine Änderungen in den Geschäftsbedingungen reichten in der Regel aus, um die Kritik verstummen zu lassen. Auch Probleme einfach zu ignorieren, hat sich bei Facebook bestens bewährt, aber die Zeiten haben sich grundlegend geändert. Ein Skandal von einem solchen Umfang, wie er jetzt ans Licht gekommen ist, kann Facebook in den USA nicht unter den Tisch kehren. Die Politik aus beiden Lagern verlangen, dass die Chefs von Google, Facebook und Twitter vor den Kongress treten und dort den Bürgern erklären, wie sie in Zukunft die Daten schützen möchten. In Großbritannien geht die Politik bereits einen Schritt weiter, sie setzt Cambridge Analytica zunehmend unter Druck. Die Datenschutzbeauftragte hat angekündigt, dass ihre Behörde eine Durchsuchung bei Cambridge Analytica durchführen wird.
Fazit
Seit der Datenskandal bei Facebook bekannt ist, rauschen die Facebook-Aktien an der Börse in New York in den Keller. Der Kurs sackte um 2,6 Prozent ab und das ist nicht die einzige schlechte Nachricht. Es gibt bereits Aktionäre, die Klage gegen Facebook eingereicht haben, da das Unternehmen „sachlich falsche und irreführende Aussagen“ zu seiner Firmenpolitik gemacht habe. Schon am Montag hatte der Kurs um sieben Prozent nachgegeben und insgesamt gingen 35 Milliarden Dollar Börsenwert verloren. Wie es mit Facebook weitergeht, das steht noch in den Sternen. Das Unternehmen ist gut beraten, keine weiteren Konflikte zu schüren, was vor allem in Hinblick auf Europa sehr wichtig ist. In zwei Monaten tritt eine neue europäische Datenschutzgrundverordnung in Kraft und dann sitzt Europa am längeren Hebel.
Bild: @ depositphotos.com / MichalLudwiczak
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